Die Bilderhöhlen Nordspaniens
Vielen Dank an alle Reisenden! Mit Fachwissen, ergänzenden interdisziplinären Erläuterungen und interessierten Fragen hatten Sie selbst einen großen Anteil am Erfolg dieser Reise! Fachlich geführt wurde die Tour wieder von Dr. rer. nat. Ingmar Braun. Er ist Archäologe und auf die eiszeitliche Höhlenkunst spezialisiert. Bei dieser Reise hielt er Fachvorträge, führte in den Museen und ergänzte die Ausführungen der lokalen Guides.
Bilbao und Ekainberri
Unsere Reise startet in Bilbao. Nach einem ersten Fachvortrag und dem gemeinsamen Abendessen am Ankunftstag führt unser Weg am ersten Reisetag zunächst noch weiter nach Osten. Die originalen Darstellungen in den Höhlen des Baskenlandes sind für die Öffentlichkeit generell nicht zugänglich, doch die großartige Nachbildung der Höhle von Ekain - Ekainberri (aus dem Baskischen übersetzt:"neu Ekain") - ermöglicht uns einen ersten Einblick in die fantastische Höhlenkunst. Die detaillierten Darstellungen von Pferden, Bisons und Bären sind ein toller Beginn für unsere Reise! Unsere Gruppe hat am Nachmittag Zeit zur eigenen Erkundung von Bilbao und trifft sich dann am Abend zum typischen Essen von Pinxos, wie die spanischen Tapas in Nordspanien genannt werden.
Ramales und Escobedo
Cullalvera
Wir verlassen das Baskenland und setzen die Reise nun Richtung Westen in Kantabrien fort. Die riesige Höhle Cullavera in Ramales de la Victoria beeindruckt mit ihren enormen Ausmassen. Hier widmen wir uns vor allem den geologischen Gegebenheiten und der Entstehung der Höhlen. Weit hinten im Höhleninneren gibt es Malereien, die jedoch beim Besuch der Originalhöhle nicht besichtigt werden können. Allerdings befindet sich nahe des Eingangs eine rote Malerei, die erst vor einigen Jahren entdeckt wurde. Für uns ist dabei vor allem spannend, wie man mit modernen technischen Mitteln das verblasste Kunstwerk rekonstruieren kann. Denn unser Guide zeigt uns ein verblüffend detailliertes Bild dieser für uns kaum erkennbaren Malerei.
El Pendo
Anschließend fahren wir weiter zur Höhle El Pendo. Die Wartezeit vor der Besichtigung verkürzt uns ein Feigenbaum mit köstlichen Früchten und dann wandern wir ein Stück bergab durch den Wald. Es ist sommerlich warm, also sind wir froh über den schattigen Weg, der uns vorbei an grünen Moosen und Farnen zur Höhle führt. Unser örtlicher Guide Oscar hat unsere interessierte Gruppe auch im letzten Jahr geführt und war zwischendurch auch immer wieder in Kontakt mit Ingmar Braun. Die beiden führen uns schließlich in einen großen weiter unten liegenden kühlen Saal der Höhle. Sie erzählen über die Geschichte der Höhle El Pendo, in der schon Ende des 19.Jhrdts vom Entdecker Altamiras erste Funde gemacht wurden. Außerdem hören wir über ältere und kürzlich durchgeführte Ausgrabungen und bewundern den erst 1997 entdeckten etwa 10 Meter langen beeindruckenden Fries. In roter Farbe wurden hier vorwiegend Hirschkühe mit aneinandergereihten Punkten dargestellt. Eine faszinierende Technik!
Santander
Wir erreichen heute noch die Hafenstadt Santander, wo wir nach einer kleinen Rundfahrt wieder für zwei Nächte im Zentrum Quartier beziehen. Auch hier hält Ingmar Braun zum Auftakt des Abends einen reich bebilderten Fachvortrag zur Kleinkunst mit reger Beteiligung der Reisenden. Anschließend brechen wir zum Abendessen auf und verkosten unweit des Hotels wieder die köstlichen Kleinigkeiten der spanischen Küche.
Monte Castillo Puente Viesgo
Den Vormittag widmen wir dem "heiligen Berg" Monte Castillo am Puente Viesgo. Wir starten mit dem Besuch der Höhle El Castillo, wo wir zunächst im Eingangsbereich den Erklärungen zur Schichtenabfolge mit Spuren von zahlreichen Funden aus der ganzen Altsteinzeit lauschen. Hier wurden die Ausgrabungen im Jahr 2019 wieder aufgenommen und zu den Funden gehören auch bedeutende Kleinkunstobjekte, darunter Schulterblattknochen mit Gravierungen von Hirschkühen, die im Museum von Santander zu sehen sind.
Die Höhle El Castillo
Dann geht es weiter hinein in die Höhle El Castillo - es erwarten uns die Darstellung eines großen Pferdes und eines großen Bisons. Dabei wurde die natürliche Wölbung der Wand vom eiszeitlichen Künstler geschickt zur Gestaltung der Zeichnungen genutzt. Besonders ehrfürchtig stehen wir dann vor der „Wand der Handabdrücke“ und hören mit welcher Technik diese entstanden sind. Außerdem passieren wir rot gemalte geometrische Zeichen und am Ende der Höhle finden sich an einer Wand immer wieder rote Punkte.
Punkte, Striche und oft komplizierte geometrische Figuren begegnen uns während dieser Reise auch in anderen Höhlen - sind es Wegweiser, Orientierungshilfen, Warnungen, Wappen? Was mögen sie wohl bedeuten? Das Rätsel dieser unterschiedlichen Symbole wird wohl nie genau gelöst werden. Kurz vor dem Ausgang erkennen wir auf einer Tropfsteinformation noch ein Bison in aufrecht stehender Position. Auch hier wurde die natürliche Gegebenheit genutzt um das Kunstwerk zu gestalten. Wir sind auf jeden Fall von dieser Höhle begeistert und sind gespannt auf die gleich folgende nächste Besichtigung.
Die Höhle Las Monedas
Der kleine Weg führt uns um den Monte Castillo und es bietet sich dabei immer wieder schöne Aussicht auf die hügelige grüne Umgebung. Dabei geht es vorbei an den für die Öffentlichkeit geschlossenen Höhlen La Flecha, La Pasiega und Las Chimineas zur Höhle Las Monedas. Der Name der Höhle stammt von einem kleinen Münzschatz der gefunden wurde. Doch wir bewundern die Tropfsteinformationen und dringen in den Bereich der Höhle vor, in dem sich die Malereien befinden. Nur wenn wir uns nochmals in kleinere Gruppen aufteilen, können wir in die Galerie, um die ganz unterschiedlich großen Dastellungen von Pferden und Rentieren als schwarze Strichzeichnungen zu entdecken.
Die Kunstwerke, die wir heute bewundern durften haben uns beeindruckt und wir kehren glücklich nach Santander zurück. Am Nachmittag bleibt Zeit für eigene Erkundungen der Innenstadt oder einen Spaziergang am Meer. Am Abend treffen wir uns schließlich wieder zum Besuch des prähistorischen Museums von Santander.
Prähistorisches Museum Santander
Ingmar Braun führt uns fachkundig durch das Museum für Prähistorie und Archäologie Kantabriens. Es ist didaktisch hervorragend gestaltet und die ausgestellten Exponate absolut beeindruckend. Das Museum zeigt zahlreiche bedeutende gefundene Kleinkunstobjekte aus den prähistorischen Höhlen und ist eine hervorragende Ergänzung zu den Besichtigungen unserer Reise.
Tito Bustillo
Die Originalhöhle Tito Bustillo
Wir verlassen Santander und fahren noch weiter Richtung Westen. In der Provinz Asturien angekommen wartet schließlich ein absolutes Highlight der Höhlenkunst auf uns. Die Originalhöhle Tito Bustillo kann endlich wieder mit einer kleinen Gruppe besucht werden! Unser örtlicher Guide spricht zwar nur spanisch, doch er ist begeistert, dass wir so eine interessierte Gruppe in Begleitung eines Archäologen sind. Somit übersetzen wir mit vereinten Kräften seine Ausführungen und lauschen den zusätzlichen Erklärungen von Ingmar Braun.
Gleich zu Beginn dürfen wir von der üblichen Besichtigungstour abweichen und "El Mapa" im Original bewundern. Ist es tatsächlich die älteste Landkarte der Welt, ein Wegweiser oder ein Warnhinweis? Auch wir können das nicht beantworten und dringen tiefer ins Höhleninnere vor. Tito Bustillo wurde nach der Entdeckung zunächst für den Massentourismus geöffnet und dementsprechend wurden bequeme Gehwege geschaffen. Doch die prähistorischen Malereien sind immer noch in kleinen versteckten Galerien zu finden. Viele sind für Besucher nicht zugänglich, doch wir erhalten Hinweise, wo sie sich befinden, damit wir uns bei der späteren Betrachtung der Darstellungen im zugehörigen Centro de Arte Rupestre besser orientieren können.
Umso beeindruckender sind die Malereien, die wir im Hauptraum bewundern dürfen. Wir staunen verblüfft über Pferde und Rentiere in Rot, Schwarz und in außergewöhnlichem Violett und hören gespannt den Erklärungen unseres Reiseleiters und des Guides zu. Eigentlich wären es fast hundert Darstellungen von verschiedensten Tieren und Zeichen, doch viele sind nur für ein wirklich geschultes Auge und mit dem richtigen Licht und Abstand zu erkennen.
Das Centro de Arte Rupestre Tito Bustillo
An den Besuch in der Höhle schließen wir die Erkundung des Centro de Arte Rupestre Tito Bustillo an. Unser archäologischer Reiseleiter Ingmar Braun führt durch das Zentrum und wir verzichten kurzerhand auf die geplante Mittagspause, um unseren Aufenthalt hier zu verlängern. Beeindruckend sind neben den alten Fotos und Gegenständen, die von den Entdeckern verwendet und gespendet wurden, auch die Reproduktionen der wichtigsten Fundstücke. Sie wurden aus originalen Rohstoffen (Knochen, Geweih, Stein ...) hergestellt, genauso wie sie von paläolithischen Handwerkern gemacht wurden.
Besonders die gefundene bewegliche Kunst von Tito Bustillo ist einzigartig. Muscheln mit Ornamenten, Werkzeuge wie Harpunen, Speere, Stäbe oder Spachtel und Steinplatten, die mit Motiven, ähnlich den an den Höhlenwänden eingravierten, reich verziert wurden. Unter anderem wird auch ein Film gezeigt, der die Techniken der Entstehung der Höhlenkunst zeigt. Vor allem zeigt das Centro de Arte Rupestre auch die verborgene Kunst der Höhle Tito Bustillo, die der Öffentlichkeit in der Originalhöhle aus Gründen der Erhaltung nicht zugänglich ist. Wir staunen über die Galerie der Anthropomorphen, die Galerie der Pferde und den Camarín de las Vulvas.
El Chufin
Auch die Höhle El Chufin hat nach mehrjähriger Schließung wieder geöffnet und alle Reisenden wagen das Abenteuer! Wie richtige Höhlenforscher wandern wir durch den Wald hinunter zu einem Stausee und rüsten uns am Höhleneingang mit Knieschonern, Lampe und Helm aus. Mehrere Meter geht es dann auf allen vieren ins Innere von El Chufin, wo wir uns schließlich wieder aufrichten können.
Wir bewundern die Darstellungen in intensiv roter Farbe. Deutlich zu sehen sind Pferde, Auerochsen, verschiedene Zeichen in Reihen, aber auch Gravuren von Tieren, die unsere Vorfahren hier hinterlassen haben. Wir sind uns einig, dass der Höhlenbesuch die Mühen Wert war, die wir dafür auf uns genommen haben!
Nach kurzer Fahrt erreichen wir San Vicente de la Barquera, ein hübsches Fischerstädtchen, wo wir die kommenden zwei Nächte bleiben werden.
Altamira, Santillana del Mar, La Loja
Nach dem eindrücklichen Vortag brechen wir heute etwas später auf. Wir sind gespannt auf die Kopie der weltberühmten Höhle Altamira und das dazugehörige Museum. Wir werden nicht enttäuscht! Die Neocueva ist fantastisch gestaltet, besonders die Bisondarstellungen oft mit Einbezug des Wandreliefs sind absolut beeindruckend.
Ingmar Braun übernimmt die Erklärung bei unserem Rundgang und führt anschließend auch durch das Museum. Hier sind nicht nur Originalfunde aus der Höhle, sondern auch weitere Funde aus der Umgebung ausgestellt. Auch die didaktische Aufbereitung ist hervorragend - ethnologische Filmdokumente und Graphiken ergänzen die Ausstellung. Im Anschluß an den Museumsbesuch geht es noch zum Eingang der Originalhöhle von Altamira, wo uns Ingmar Braun von der Höhlenentdeckung erzählt.
Die nachmittägliche Pause verbringen wir im entzückenden mittelalterlichen Städtchen Santillana del Mar. Wir schlendern durch die gepflasterten Gassen, gönnen uns ein kleines Mittagessen und besuchen den einen oder anderen Souvenirshop.
Doch auch heute nehmen wir uns noch die Zeit für den Besuch einer Originalhöhle. Unweit unserer Unterkunft erkunden wir die kleine Höhle La Loja. Eine sehr egagierte Führerin, die selbst nahe der Höhle lebt, weist auf die Besonderheiten der Gravuren in La Loja hin. Ihre Begeisterung für die perspektivisch absolut perfekt gelungene Darstellung der Tiergruppe ist ansteckend und wir sind hingerissen von ihren Ausführungen. Eine wirklich positive Überraschung und ein toller Abschluß dieses Tages!
Atapuerca
Nun nehmen wir Abschied von den Bilderhöhlen und der grünen Landschaft Kantabriens! Die heutige Etappe führt ins Landesinnere durch die nahezu baumlose Meseta nach Atapuerca. An der weltberühmten Fundstelle mit Hominidenresten erwartet uns ein spanischer Archäologe, der uns durch die großartige Forschungsstelle führt. Wir staunen über die hohen Schichtenabfolgen und lauschen gebannt seinen Ausführungen.
Er erklärt eindrücklich wie und woran geforscht wird, weist auf die verschiedenen Fundorte hin und erklärt die Bedeutung der einzelnen Funde. Erst vor wenigen Wochen wurde an der Sima del Elefante ein 1,4 Millionen alter Teil eines Wangenknochens und des Oberkiefers eines Frühmenschen gefunden - der älteste menschliche Knochenfund Europas! Die Entdeckungen in Atapuerca sind spektakulär und wir sind froh, den weiten Weg auf uns genommen zu haben.
CAREX in Atapuerca
Ergänzt wird unser Besuch der Fundstellen noch mit einem Abstecher ins CAREX, dem Zentrum für experimentelle Archäologie. Hier zeigt uns unser archäologischer Guide, wie Werkezeuge hergestellt wurden und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelten. Beim Selbstversuch stellen wir fest, dass es nicht so einfach ist, wie es beim geschulten Archäologen aussah! Wir sehen auch die Sprühtechnik in der Praxis, die in den eiszeitlichen Höhlen für die Handabdrücke verwendet wurde und testen unser Jagdgeschick mit Speerschleuder und Pfeilen.
Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich wieder Bilbao, wo wir bei einem letzten gemeinsamen Abendessen diese Tour ausklingen lassen. Nochmals ein riesiges Dankeschön auch an alle Reisenden, die mit ihrem Fachwissen und Interesse dazu beigetragen haben, dass es eine ganz besondere Woche wurde!
Ausblick 2023
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Steinzeitliche Höhlen Frankreichs
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Bilderhöhlen in Nordspanien
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Was haben wir im kommenden Jahr geplant?
Bewährte Reisen wie zur Eiszeitkunst und nach Göbekli Tepe werden natürlich wiederholt. Aber auch viele neue Reisen stehen am Programm! Es geht nach Zentralanatolien auf den Spuren der Hethiter, zu mystischen Wüstenschlössern in Jordanien, ins unbekannte Mittelägypten und in das Weihrauchland Oman. Einige Reisen kommen noch dazu - vielleicht ist etwas für Sie dabei?