Die ältesten Heiligtümer der Menschheit und wo der Mensch sesshaft wurde - eine Reise in das Herz der Taș-Tepeler-Kultur
Ankunft Diyarbakir
Am Samstag Abend kamen alle Teilnehmer(innen) der Tour gemeinsam aus Istanbul an. Bereits am Flughafen von Diyarbakir wurden sie dann von unserem bewährten türkischen Reiseleiter Hüseyin im Empfang genommen und begrüßt. Schon bei der Fahrt in das zentral gelegene Hotel konnte man einen ersten Eindruck von der historischen Altstadt gewinnen. Beeindruckend waren vor allem die nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauern aus dunklem Basalt, die bis in die byzantinische Zeit zurückgehen, als der Ort noch Amida hieß. Sie gehören seit 1985 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bei einem gemeinsamen Abendessen in der Altstadt lernte sich die Gruppe näher kennen.
Zwischen Tigris und Euphrat
Der Besuchstag in Diyarbakir begann mit der Fahrt zur etwas außerhalb der Stadt gelegenen 180 m langen Tigris-Brücke, die in ihrer heutigen Gestalt auf die Marwanidendynastie im 11. Jahrhundert zurückgeht. Es folgte das innerhalb der Zitadelle im Nordosten der Stadt gelegene neue Archäologische Museum mit wichtigen Funden aus der Zeit der Sesshaftwerdung des Menschen. Vor allem aus dem heute vom Ilusu-Stausee überflutete Körtik Tepe und aus Cayönü stammen viele eindrucksvolle Objekte. Bevor wir dann nachmittags Cayönü selbst ansteuerten, wo auch aktuell noch Ausgrabungen stattfinden, standen noch die wichtigsten historischen Bauten Diyarbakirs auf dem Programm.
Die überwiegend aus antiken Spolien errichtete große Moschee (wahrscheinlich die älteste auf türkischem Boden, die sich architektonisch stark an der Omayyadenmoschee in Damaskus orientiert), der gegenüber liegende Hassan Pascha Han, eine große Karawanserei mit heute vielen Cafés und Lokalen, und das skurrile „Minarett auf vier Füßen“. Abends erreichten wir nach einer Busfahrt durch eine abwechslungsreiche Hügellandschaft und der Überquerung des Euphrat unser Hotel am Fuß des Nemrud Dağ.
Nemrud Dag, Arsameia, Chabinas, und Adiyaman
Morgens brachte uns ein Kleinbus auf einer steilen und serpentinenreichen Straße an den Fuß des Nemrud Dağ, von wo uns ein nochmals steiler, aber nicht allzu langer Aufstieg zu Fuß auf den Gipfel des Berges mit dem Grabhügel des Königs Antiochos von Kommagene (2150 m ü.d.M.) führte. Die riesigen, den Grabhügel umgebenden Sitzfiguren, bei denen sich der verstorbene Herrscher unter die Götter reihte, sind weltweit einmalig.
Auf denselben Regenten gehen auch die Kultstätten von Arsameia zurück, die wir anschließend aufsuchten. Als Folge des schweren Erdbebens vom Februar 2023 war die Stätte mit ihren großformatigen Reliefplatten und Höhlen wegen Einsturzgefahr gesperrt. Jetzt ist sie größtenteils nach Sicherungsmaßnahmen wieder zum Besuch freigegeben. Weiter abwärts gelangten wir zur eindrucksvollen Brücke über den Chabinas, einen Nebenfluss des Euphrat, die unter dem römischen Kaiser Septimius Severus errichtet wurde und immer noch perfekt erhalten ist. Als letztes Denkmal der Kommagene umrundeten wir den kleinen (und deutlich sichtbar in der Antike geplünderten) Grabhügel von Karakuș mit seinen Säulen, von denen eine auf ihrer Spitze die namengebende Adlerstatue trägt. Durch die Stadt Adiyaman, bei der die Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben noch im Gange sind, erreichten wir, nach einem Zwischenstopp an einer größeren Ansammlung bronzezeitlicher Dolmengräber, unser Hotel in der Altstadt von Gaziantep.
Gaziantep
Gaziantep beherbergt das weltweit größte und bedeutendste Mosaiken-Museum, dem wir vormittags einen ausführlichen Besuch abstatteten. Die Funde stammen überwiegend aus der antiken Stadt Zeugma am Euphrat, die als wichtiger Flussübergang an der Seidenstraße zu großen Reichtümern kam, wovon die Menge und Qualität ihrer Mosaikböden ein beeindruckendes Zeugnis ablegt.
Bevor die Stadt im Jahr 2000 im Birecik-Stausee des Euphrat unterging, konnten in einer Notgrabung noch beachtliche Areale geborgen werden, die im Mosaikenmuseum von Gaziantep in ihrem ursprünglichen architektonischen Kontext wieder aufgebaut wurden, so dass man fast den Eindruck hat, man durchläuft die antiken Ruinen.
Gaziantep gilt zudem – was sogar durch die UNESCO bestätigt wurde - als Zentrum orientalischer Kulinarik, bei der türkische und arabische Einflüsse zusammenkommen, und so widmeten wir den Restaurants, Cafés und Gaststätten im Basarviertel der Stadt, die die entsprechenden Spezialitäten auf der Karte hatten, unsere besondere Aufmerksamkeit. Außerdem ist der Ort die unumstrittene Hochburg der Baklava-Produktion. Körperlich und geistig gut gesättigt fuhren wir am späten Nachmittag, vorbei an weitläufigen Oliven- und Pistazien-Plantagen, über den Euphrat nach Urfa. Da wir im dortigen Hotel die letzten vier Nächte untergebracht waren, konnten wir es uns in den Zimmern richtig gemütlich machen.
Die Fundstätten der Taș Tepeler Kultur
Der Großraum Urfa gilt nach aktuellem Stand als die Region, in welcher der Mensch erstmals sesshaft wurde. Mittlerweile gibt es rund ein Dutzend Fundplätze mit entsprechenden Funden, die aber wegen der noch laufenden Ausgrabungen noch nicht besucht werden können. In den letzten Jahren stach unter den archäologischen Stätten dieser sogenannten „Taș-Tepeler-Kultur“ vor allem Karahan Tepe mit einer Reihe bedeutender Neufunde hervor. Besonders spektakulär war die Freilegung einer überlebensgroßen nackten männlichen Sitzfigur im September 2023, während eine andere Zugvogelgruppe gerade das Grabungsgelände besichtigte. Dieses eindrucksvolle Bildwerk blieb dann zunächst unter einer Holzverschalung verborgen und war erst kurz vor unserem Besuch wieder enthüllt und zur offiziellen Besichtigung freigegeben worden.
Noch zu wenig von der Wissenschaft zur Kenntnis genommen verteilen sich über den gesamten Einzugsbereich der Tas Tepeler-Kultur trichterförmige Gazellenfallen, in die die neolithische Bevölkerung ihr Jagdwild trieb und die sich heute noch als mehr oder minder hohe Mäuerchen im hügeligen Gelände abzeichnen. Wir besichtigten die besterhaltene von ihnen und versuchten, ihren genauen Verlauf an den Hängen nachzuvollziehen.
Nachmittags ging es weiter nach Süden in Richtung syrische Grenze, wo wir die Relikte der rätselhaften Stadt Soğmatar besuchten. Hier wirkten von der Antike bis in islamische Zeit hinein die Sabäer, die als besonders kundige Sternenbeobachter und -deuter galten. Sie errichteten auf sieben Hügeln über ein weiträumiges Areal verteilt den fünf damals bekannten Planeten sowie der Sonne und dem Mond (letzterer war unter dem Namen Sin ihr Hauptgott) je ein Heiligtum, und zwar dergestalt, dass hier wahrscheinlich die konkreten Gestirnskonstellationen vom 17. Mai 93 n. Chr. wiedergegeben sind. Um das heute weitgehend aufgelassene Dorf gruppieren sich zudem mehrere Höhlen, von denen eine Reliefs von stehenden männlichen Gestalten und aramäische Inschriften aufweist.
Göbekli Tepe
Der Besuch von Göbekli Tepe, dem populärsten und immer noch bedeutendsten Fundort der Taș Tepeler-Kultur, bildete sicher den Höhepunkt der Reise. Von den insgesamt etwa zwanzig Steinkreisen mit ihren bis zu 5,5 m hohen monolithischen T-Pfeilern als Stützen befinden sich vier unter einem modernen geschwungenen Schutzdach, zu dem uns auf dem letzten Wegstück ein lokaler Kleinbus hinbrachte. Die gigantischen Steinsetzungen sind mit einer Entstehungszeit vor fast 12 000 Jahren mehr als doppelt so alt wie diejenigen von Stonehenge, und anders als ihr britisches Gegenstück sind sie sorgfältig behauen und geglättet und weisen zumeist Reliefschmuck auf.
Auch hier sind die Ausgrabungen noch im Gange und laufend treten neue Funde ans Tageslicht. Die spektakulärsten Stücke befinden sich im neuen Archäologischen Museum von Urfa, das nach Behebung seiner Erdbebenschäden seit kurzem wieder zugänglich ist, einschließlich des direkt daneben gelegenen großen römischen Bodenmosaiks mit seinen Szenen aus dem Leben des Achilles und der zentralen Darstellung einer Jagd der Amazonen auf wilde Tiere.
Den Abschluss des Tages bildete ein Rundgang durch den verwinkelten Basar und den historischen Kern von Urfa, bei dem der große Karpfenteich und eine Grotte in der muslimischen Überlieferung eng mit der Geburt und dem Wirken Abrahams verbunden sind.
Sayburc und Ausflug am Euphrat-Stausee
Am letzten Besichtigungstag ermöglichte unser türkischer Begleiter Hüseyin dank seiner persönlichen Kontakte den Besuch der noch laufenden Ausgrabung von Sayburç, bei der einheimische Archäolog(inn)en des Museums Urfa und der Universität Istanbul seit 2021 in atemberaubender Geschwindigkeit eine große Anzahl von Steinkreisen mit T-Pfeilern ans Tageslicht holen. Aufmerksam wurde die wissenschaftliche Welt auf den Fundplatz, als ein Dorfbewohner bei Ausschachtungsarbeiten für ein neues Wohnhaus auf ein langgestrecktes jungsteinzeitliches Felsrelief mit einmaligen Szenen gestoßen war und diese Entdeckung den Behörden gemeldet hatte. Auch dieses ansonsten unter einer schützenden Plane befindliche Relief, das sich im Zuge der Ausgrabungen als gerundetes Ablagebankett eines Steinkreises entpuppte, konnten wir in Augenschein nehmen.
Wir setzten die Fahrt in Richtung Euphrat-Stausee fort, wo wir mit einem Ausflugsboot, vorbei an der langgezogenen eindrucksvollen Burgruine von Rumkale, den im Stausee versunkenen Ort Halfeti erreichten, von dem nur noch das Moscheeminarett aus dem Wasser ragt. Von unserer Anlegestelle aus konnten wir bequem dorthin hinüberschwimmen und den schlanken Turm im Wasser umrunden. Das etwas spätere Mittagessen genossen wir in einem Lokal direkt am Stauseeufer, um danach mit dem Besuch einer Rettungs- und Aufzuchtstation für den in seinem Bestand gefährdeten Waldrapp, einen Verwandten des Ibis, den Tag abzuschließen. Wir erfuhren bei dieser Gelegenheit von Mustafa Kelaynak, dem Betreiber der Großvoliere, viel über die Tier- und Pflanzenwelt der Osttürkei und die Projekte, um sie zu schützen und zu erhalten. Ein Teil der Gruppe genoss den letzten Abend nochmals in einer bewirtschafteten Karawanserei im Basar von Urfa, die übrigen Mitreisenden machten sich derweil im Hotel ans Kofferpacken.
Auf Wiedersehen Göbekli Tepe und Ostanatolien!
Nach einer abwechslungsreichen Woche mit vielen Eindrücken und Erfahrungen hieß es Abschied nehmen von der gastfreundlichen Osttürkei. Nach dem Transfer zum Flughafen von Urfa erfolgte zunächst der gemeinsame Rückflug bis Istanbul; von dort aus trat dann jeder seinen individuellen Heimflug an.
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