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Geschichte

Laos wurde vor rund 40.000 Jahren besiedelt.

Siedlungsfunde belegen sesshafte, Landwirtschaft treibende Siedler um 4.000 v. Chr. und Funde in Grabstätten aus der Zeit um 1.500 v. Chr. zeigen bereits eine höher entwickelte Gesellschaft. Die Verwendung von Eisenwerkzeugen ab 700 v. Chr. lassen auf enge Kontakte zu den benachbarten indischen und chinesischen Zivilisationen schließen. Die bis heute rätselhaften Steinkrüge (in der Provinz Xieng Khouang) in der Ebene der Tonkrüge fallen ebenfalls in die Eisenzeit, etwa um die christliche Zeitenwende.

Die ältesten Ethnien des heutigen Laos, seit etwa 500 n. Chr. nachgewiesen, sind die Lua und Khmu, die von den später ab dem 1. Jahrtausend aus China eingewanderten Tai-Völkern abfällig als „kha” bezeichnet wurden, als „Diener“ oder „Sklave“. Bis zum Anbruch des 20. Jahrhundert wurden „Lao” und „Tai” synonym verwendet, erst danach begannen sich die verschiedenen nationalen identitäten herauszubilden. Da die Tai/Lao anfangs in den Flusstälern siedelten und Nassreisfeldbau betrieben, gab es wenige Berührungspunkte mit den „kha”, die in den Bergen vom Brandrodungsfeldbau lebten. Diese Koexistenz prägt Laos Geschichte im Grunde immer noch.

Die Lao begannen Stammesfürstentümer zu bilden, sogenannte Müang, die aus mehreren Dörfern bestanden. Eines der ältesten Stammesfürstentümer war Müang Sua, das heutige Luang Prabang, wahrscheinlich im 11. Jahrhundert gegründet. Obwohl die Lao den Buddhismus annahmen, bewahrten und pflegten sie die animistischen Traditionen der Tai-Völker, die in den Bergregionen bis heute lebendig sind. 

Im 12. und 13. Jahrhundert zählten weite Teile des heutigen Laos zum Machtbereich des großen Khmer-Reichs. Bis 1353, als der Herrscher von Müang Sua, Fa Ngum, ein ehemaliger Kommandant im Heer von Angkor, das Königreich Lan Xang Hom Khao gründete, das „Reich der Millionen Elefanten unter einem weißen Schirm“. Während seiner Herrschaft wird der Theravada-Buddhismus zur Staatsreligion, woran sich bis 1975 nichts ändern wird. In diesem Moment beginnt nach allgemeiner Auffassung die eigentliche Geschichte von Laos.

Meilenstein Lan Xang

Lan Xang war kein klar umrissenes Reich, sondern ein sogenanntes Mandala, ein in Südostasien bis in das 19. Jahrhundert vorherrschendes politisches Modell. Im Mandala-System gab es keine souveränen Flächenstaaten, sondern in diesem Fall ein komplexes, aus mehreren Müang bestehendes staatsähnliches Gebilde, dem das mächtigste Müang übergeordnet war. Man erkannte einen König als obersten Herrscher an, blieb jedoch in inneren Angelegenheiten unabhängig. Politisches und spirituelles Zentrum war bis 1563 Luang Prabang und anschließend Vientiane. Der Niedergang Angkors begünstigte den Aufstieg Lan Xangs, das im 17. Jahrhundert unter König Sulinyavongsa seine Blütezeit erreichte, mit einer bemerkenswerten reichen Kultur.

Nach dem Tod Sulinyavongsas zerfiel Lan Xangin in drei Königreiche: Luang Prabang im Norden, Vientiane im Zentrum und Champasak im Süden. Es begann die Zeit, in der die Lao-Herrscher die Ansprüche der mächtigen Nachbarn aus Birma, Siam und Vietnam ausgleichen mussten, inklusive Tributzahlungen an die verschiedenen Parteien. 

1827 schließlich rebellierte König Anuvong, von Vientiane aus, gegen die siamesische Oberherrschaft. Allerdings erfolglos - das Königreich verlor seine Autonomie und die Hauptstadt wurde geschleift. König Anuvong jedoch genießt seither den Status eines Nationalhelden, obwohl von einer Nation Laos damals noch keine Rede sein konnte.

Das französische Kapitel

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der französische Einfluss immer stärker und Frankreich zu der Kolonialmacht in Südostasien. 1893 eroberten die Franzosen die linke Uferseite des Mekong, die von Siam als Grenze anerkannt werden musste. Die westlich gelegenen Gebiete verblieben bei Siam, der Mekong trennte jetzt als Grenzfluss die laotischen Siedlungsgebiete, das heutige Laos wurde als Protektorat in die Kolonie „Französisch-Indochina” eingegliedert, das von 1887 bis 1954 existierte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Laos von Japan besetzt. Nach dessen Niederlage im August 1945 wurde die Unabhängigkeit von Laos ausgerufen, doch französische Truppen setzten die laotische Regierung umgehend ab. 1947 wurde Laos eine konstitutionelle Monarchie, 1949 unabhängiges Königreich innerhalb der Französischen Union.

Erster und Zweiter Indochinakrieg

Der Erste Indochinakrieg 1946 bis 1954 entwickelte sich zu einem Stellvertreterkrieg im Kalten Krieg: Die siegreiche Volksrepublik China unterstützte das kommunistische Vietnam, die USA wiederum Frankreich. In dieser Zeit konnte die kommunistische Untergrundbewegung Pathet Lao etwa die Hälfte von Laos einnehmen. 1954 schließlich, im Genfer Indochina-Abkommen, erhielt das Land die endgültige Unabhängigkeit von Frankreich und Laos wurde Königreich.

Doch damit war Laos immer noch nicht zur Ruhe gekommen. 1959 brach ein offener Bürgerkrieg aus, in dem die USA die Regierungstruppen und die Sowjetunion den Pathet Lao unterstützten. Obwohl Laos neutral war, führte die CIA in den 1960er und 1970er Jahren einen bis heute kaum beachteten Krieg gegen die Pathet Lao. Auch die Genfer Laos-Konferenz 1962 brachte keinen Frieden, Ende der 1960er Jahre besetzten nordvietnamesische Truppen Gebiete in Laos und errichteten den legendären Ho Chi Minh-Pfad, der die Rebellen mit Nachschub versorgte.

Das wiederum veranlasste die US-Luftwaffe zu massiven Bombenangriffen. Die Ebene der Tonkrüge wurde besonders heftig bombardiert, da hier Teile des Nachschubpfades verliefen. Die Zahlen der amerikanischen Flächenbombardements sind monströs: Bei etwa 5,8 Mio. Luftangriffen wurden 2,1 Mio. Tonnen Bomben abgeworfen, darunter mehr als 400.000 Streubomben, jede mit 650 tennisballgroßen „Bombies" bestückt. Das macht etwa 2,5 Tonnen an Sprengsätzen je Einwohner. Laos ist das wohl am meisten bombardierte Land der Erde. Etwa ein Drittel dieser Sprengkörper liegt als Blindgänger in der fruchtbaren Erde von Laos, geschätzt etwa 80 Mio. Seit 1996 organisiert die staatliche Organisation UXO die Entschärfung der Minen und Blindgänger, damit die Bauern wieder unbesorgt ihre Felder bestellen können.

Der Zweite Indochinakrieg, der „Vietnamkrieg”, endete mit den Pariser Friedensverhandlungen 1973 und der vollständigen Einnahme Südvietnams durch nordvietnamesische Truppen 1975. Der Pathet Lao bildete 1974 eine Regierung der nationalen Einheit und übernahm zeitgleich mit den Roten Khmer in Kambodscha 1975 die Macht. Am 2. Dezember 1975 schließlich wurde die Demokratische Volksrepublik Laos ausgerufen und die Laotische Revolutionäre Volkspartei zur Regierungspartei bestimmt. Der erste Premierminister, Kaysone Phomvihane blieb bis 1992 in seinem Amt. 

Die „Neuzeit”

Nach den jahrhundertelangen Wirren kehrte naturgemäß nicht umgehend Ruhe ein. So befanden sich bis 1979
eine Armee der Hmong, die Pathet Lao und die Neutralen unter Prinz Souvanna Phouma weiter im Bürgerkrieg. Laos blieb weiterhin instabil, so verließen etwa zehn Prozent der Bevölkerung das Land, das unter schweren wirtschaftlichen Problemen litt. Der Konflikt mit den Hmong, die sich in die Bergregionen nordöstlich von Vientiane zurückgezogen haben, ist bis heute noch nicht gänzlich gelöst.

Mitte der 1980er Jahre leitete das Land eine Öffnungs- und Reformpolitik ein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Auch politische Reformen wurden in Angriff genommen, wie die erste 1991 verabschiedete Verfassung seit der Machtübernahme der Kommunisten zeigt. Der Weg zu einem stabilen demokratischen Staatswesen ist jedoch noch weit. Denn was in der Verfassung verankert ist oder als staatlicher Willensakt kundgetan wird, sieht in der Realität oft anders aus. Regimegegner und kritische Journalisten sind Repressalien ausgesetzt, das Schwert im Kampf gegen Korruption erscheint mitunter stumpf und ökologisch wegweisende Entscheidungen werden in steter Regelmäßigkeit mit der dauerhaften Zerstörung der Natur konterkariert.

Bei all dem bleibt ein großes „dennoch”, ein „trotzdem”. Laos ist und bleibt ein wunderbares Land. Lebendig, verschlafen, ländlich, unberührt. Ursprünglich. Ein Land, das versucht, nach all den Wirren auf dem südostasiatischen Festland seinen eigenen Weg zu gehen.


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